Mundartautorin Gerdrud Berg-Oldendorf
Die Mundartautorin Gertrud Berg-Oldendorf ist eng mit unserem Hause verbunden. Ihr Mann Philipp Berg ist der Bruder von unserer Seniorchefin Käthchen Grießer. Deshalb spielen auch einige Ihrer Geschichten bei uns im Ort.
Die schöpferische Pause ist beendet
Mundartliteratur: Gertrud Berg-Oldendorf stellt ihren neuen Band „De Ourewäller im Himmel“ vor
DIEBURG. Die aus dem Fischbachtal stammende Lehrerstochter Gertrud Berg-Oldendorf, die im Wohngebiet „Schlangensee“ in Dieburg zu Hause ist, erfreut nach mehrjähriger schöpferischer Pause wieder mit einem neuen Werk in Odenwälder Mundart ihre Fan-Gemeinde. Es heißt „De Ourewäller im Himmel“ und umfasst „Gschichde un Gedichde“, wie die vitale Mittsiebzigerin anmerkt, die nach ihren Worten Mitte der achtziger Jahre mit der Schriftstellerei begann, „als die vier Kinder aus dem Haus und die Wechseljahre vorüber waren“. Für elf Euro ist das neue Mundart-Werk im Buchhandel erhältlich.
Eigentlich wollte sie ja Ausverkauf machen und die Schriftstellerei beenden. Aber nun hat sie einen neuen Schub bekommen, hat neue Pläne, wie sie in ihrem Arbeitszimmer ausplaudert, das sie sich im Keller ihres Hauses eingerichtet hat, wo es nach Äpfeln duftet, wo noch eine von ihrer Mutter bestickte Leinendecke über den Tisch gebreitet ist und wo seit einigen Jahren auch ein Computer als Arbeitsgerät benutzt wird. „Den möcht’ ich nicht mehr missen. Er erleichtert das Schreiben“, sagt die Frau, die noch ihren Humor und Mutterwitz auch beim Schreiben vermitteln kann.
Auf 170 Seiten erzählt Gertrud Berg-Oldendorf im neuen Band in Prosa und in Gedichtform in anheimelnder Art in der seit der Kindheit geliebten Mundart. Ihr Vater war Lehrer in Niedernhausen. Und sie heiratete ihren Philipp, der aus Nonrod im Fischbachtal stammt. Der ist auch beim Durchlesen ihrer Manuskripte der schärfste Kritiker, erzählt die Frau, die sich noch jugendlichen Schwung erhalten hat und bereits für den Herbst dieses Jahres die Herausgabe eines neuen Werks mit Heiterem und Besinnlichem zur Weihnacht unter demTitel „Mama, hast du noch einen Hausfreund im Schrank?“ vorbereitet. Fast täglich sitzt Gertrud Berg-Oldendorf derzeit am Computer, um all das festzuhalten, was nicht verloren gehen sollte, so die Schüleraufsätze aus der „Schatztruhe ihres Vaters“, einschließlich der Zeichnungen, skizziert auch viele Geschichten und Mundart-Ausdrücke, die sie bewahren möchte.
Im Herbst des vergangenen Jahres hatte sie gemeinsam mit zwei Frauen das „Dieburger Literatur-Forum“ ins Leben gerufen, das sich an jedem dritten Sonntagmorgen im Monat bei ihr zu Lesungen und Aussprachen trifft. Dazu gehören auch Männer, die Sinn für Literatur haben.
Gertrud Berg-Oldendor gibt alle ihre Bücher im „Odenwald-Verlag“ heraus, im Eigenverlag. Sie ließ ihr zweites Gedichtbändchen (in Hochdeutsch) „Zeit der Ernte“ in der zweiten Auflage drucken, das beim Odenwald-Verlag zu haben ist. Mit 60 Jahren hatte sie ihr erstes Buch herausgegeben, die „Dorfgeschichten aus dem Fischbachtal“. Weitere Mundartbücher waren „Uff de Linnebenk“, „Nochber kummt, meer wolle vezejle“, „Waos ich noch vezejlewollt“, „Meer gedenkt's noch“ und jetzt neu „De Ourewäller im Himmel“. In Hochdeutsch veröffentlichte sie „Bunte Träume“, „Auch ein Esel braucht seine Freiheit“, „Die Kinder von der Stadtmauer“ und in Lyrik „Am Zaune schimmern Platinringe“ und „Zeit der Ernte“.
Gertrud Berg-Oldendorf, die 1925 in Fischbachtal geboren wurde, war 40 Jahre lang Kursleiterin bei der Kreis-Volkshochschule, zuletzt für autogenes Training. (bs)