Fischbachtal aktiv 2005

Aus Gasthaus und Pension Zum grünen Baum
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Ein Gefühl wie im Urlaub

„Fischbachtal aktiv“: Eine Gemeinde zeigt, was sie zu bieten hat – Spanne vom traditionellen Handwerk bis zum Sport


FISCHBACHTAL. Apfelcham-pagner schmeckt gut. Apfelprosecco auch. Steigt zwar ein bisschen in den Kopf, das macht aber nichts. „Ist schließlich gut für den Kreislauf“, befindet eine junge Frau lachend und genehmigt sich ein weiteres Gläschen dieser Odenwälder Spezialität. Unter dem Motto „Fischbachtal aktiv – Wandern, Sehen und Genießen“ hatte am Wochenende der Verein zur Wirtschaftsförderung in die Gemeinde im Grünen geladen. Doch nicht nur delikate Alkoholika aus heimischen Äpfeln haben bei schönstem Spätsommerwetter zahlreiche Besucher in den Odenwald gelockt. Bauernhöfe, Restaurants und Privathaushalte aus sämtlichen Ortsteilen haben sich mit verschiedensten Attraktionen am Erlebniswochenende beteiligt.

„ Wir sind wegen des Bogenschießens hierher gekommen“, erzählt Renate Kunze, die zusammen mit Ehemann Stephan sowie den Kindern Katharina und Jonas nun auf dem Gelände des „Horndreher Hofs“ in Niedernhausen steht und mit Pfeil und Bogen hantiert. Bogenbauer Ralf Schmitt erklärt Renate Kunze, worauf sie zu achten hat. Da saust der Pfeil auch schon surrend auf einen Heuballen zu, an dem eine kleine Zielscheibe befestigt ist. Prompt trifft die junge Mutter. „Bogenschießen ist gar nicht so einfach“, stellt Renate Kunze nach ihrem erfolgreichen Schuss fest, „es ist anstrengend, den Bogen so fest zu spannen. Das gibt Muskelkater in den Armen.“

Einen Plan hat sich die Familie aus Weiterstadt zurecht gelegt, was alles besichtigt werden soll. „Hier gibt es ja so viel zu sehen und zu erleben“, stellt Stephan Kunze fest. So kann die Familie beispielsweise eine original Odenwälder Tracht bewundern. Die Hausherrin des „Horndreher Hofs“, Linda Arras, führt vor, wie sich die Frauen im Odenwald einst kleideten.

„Die Tracht besteht aus robustem Wollstoff“, erklärt die Vierunddreißigjährige und deutet auf ihr dunkelblaues Kleid. „An der Seite ist der Rock ein bisschen gerafft, damit er auch noch passt, wenn die Trägerin mal etwas zunimmt. Damals wurde praktisch gedacht, so ein Gewand musste schließlich lange halten.“ Eine grobe Leinenbluse gehört ebenfalls zur Tracht. „Hier am Kragen sind die Hochzeitsinitialen sowie das Datum der Heirat eingestickt“, erläutert Arras.

Vorbei an einem Korb mit frisch gebackenem, herrlich duftendem Steinofenbrot führt der Weg zu Wilfrid Krost. Der Vierundsechzigjährige zeigt, wie Korbwaren geflochten werden. „Korbflechten ist ein uraltes Handwerk.“ Mit geschickten Händen fädelt Krost biegsame Weidenzweige ineinander.

Ein ebenfalls fast schon ausgestorbenes Handwerk führt Andrea Meier vor. Die gelernte Handweberin sitzt an einem Webstuhl und fertigt einen Seidenschal. „Das hier ist Tussah-Seide“, erklärt Meier und deutet auf die leuchtend bunten Fäden, die sich allmählich in einen Schal verwandeln, während die junge Frau ihr Weberschiffchen flink durch das Garn fädelt. „Früher mussten sich die Menschen ihre Kleidung auf diese Art fertigen, heute ist weben eine beliebte Freizeitbeschäftigung.“

Mit dem Fahrrad, zu Fuß, auf Pferderücken oder auch mit dem Auto lassen sich noch weitere Stationen beim Erlebniswochenende im Fischbachtal erreichen. In Billings etwa lockt der rund 300 Jahre alte „Neiheiser Hof“ mit „Ideen floral“. In einem herrlich angelegten Garten, unter Nuss- und Obstbäumen, lässt sich so richtig schön verweilen. Familie Kindinger, die den ehemaligen Bauernhof in ein Eldorado für Gartenliebhaber verwandelt hat, bietet neben Flammkuchen und verführerischen Naschereien auch den beliebten Apfelchampagner an. An liebevoll dekorierten Tischen sitzen Gäste aus Darmstadt, Frankfurt oder aus dem Ort.

„Hier ist jeder willkommen“, berichtet Monika Kindinger und führt die zahlreichen Besucher auch mal durch das Wohnzimmer der Familie. Als die Dunkelheit hereinbricht, werden im Garten des Neiheiser Hofs Dutzende Fackeln und Feuerkörbe angezündet, alles ist in ein geheimnisvoll flackerndes Licht getaucht. In eine warme Wolldecke gewickelt, klingt ein erlebnisreicher Tag langsam aus. „Ach, ist das romantisch hier“, befindet ein Ehepaar. „Wir müssen bald wieder ins Fischbachtal kommen, hier fühlt man sich ja wie im Urlaub.“



Wandern, sehen und genießen

Fischbachtal aktiv: Zum sechsten Mal lädt der Verein für Wirtschaftsförderung zum Erlebnis-Wochenende ein


FISCHBACHTAL. Das Fischbachtaler Gewerbe, die Gastronomie und die Landwirtschaft sind gerüstet. Am kommenden Wochenende (24./25) wird wieder ein Besucheransturm erwartet, wenn es zum sechsten Mal heißt: „Fischbachtal aktiv“. Die fünf Vorgänger hatten jeweils Tausende von Gästen ins Fischbachtal geführt. Der rührige Verein zur Wirtschaftsförderung hat auch diese Erlebnistage unter das Motto „Wandern, sehen und genießen“ gestellt.

Zu sehen gibt es außer Schloss und Landschaft in allen Ortsteilen vieles. Zu genießen ist das, was die Fischbachtaler Gastwirte vorbereitet haben. Und erwandern kann man sich alles auf dem Panorama-Rundweg F 1. Zu den Höhepunkten gehört das Barock-Feuerwerk, das am Samstag gegen 20.30 Uhr am Bollwerk abgebrannt wird. Geführte Fackelwanderungen starten um 19.30 Uhr in Lichtenberg am Gasthof „Brunnenwirt“ und in Steinau am Gasthaus „Zur Sonne“. Sie führen zu Punkten, von denen aus das Feuerwerk bewundert werden kann.

Im Gasthaus „Alt Lichtenberg“ lässt sich das Spektakel zum Feuerwerksmenü mit Blick auf das Bollwerk genießen. Hier ist am Sonntag auch eine Greifvogelschau zu bewundern.

Wer die Aktionspunkte in der auf dem Faltblatt beschriebenen Route abwandert (mit Fahrrad oder Auto erreichen will), startet am Campingplatz in Niedernhausen, wo am Samstag beim „Rock im Zelt“ die Band „Spätschicht“ musiziert, am Sonntag Wein probiert werden kann.

Der „Hottenbacher Hof“ lädt am Sonntag zu Kutschfahrten, zum Kürbisschnitzen und Kinderschminken ein. Außerdem kann man seinen Orientierungssinn im Maislabyrinth testen. In Billings wartet an Station vier ein Schlachtbüfett mit Live-Musik im Gasthaus „Zur Alten Post“. Schlemmen lässt es sich im Gasthaus „Zur Sonne“ im Ortsteil Steinau, und es werden Spielsachen und Modellautos ausgestellt.

Wer in Niedernhausen startet, kann beim „Brunnenwirt“ Apfelspezialitäten probieren. Der „Tannenhof“ lädt für Sonntag zu Abenteuern auf der Western-Ranch ein.

Auf dem „Horndreher Hof“ ist altes Handwerk zu sehen, kann man beim Bogenbau zuschauen und auch mit dem Bogen schießen, beim Flechten von Weidenkörben oder beim Apfelsaftkeltern. Kulinarisches kommt aus dem Holzbackofen.

In Nonrod wartet Historisches auf die Besucher. Das Filzen und Spinnen lässt sich im „Grünen Baum“ bewundern, am Gasthaus „Zum Rodenstein“ kann man beim Dreschen dabei sein. In Meßbach, erstmals in die Erlebnistage einbezogen, beginnt auf Hof Heldmann am Sonntag um 10 Uhr ein Erntedankgottesdienst. Danach gibt es Blasmusik und Odenwälder Spezialitäten.